Enthältvermerk mit Autorennennung:
|
Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Bestätigung des Erhalts des jüngsten Briefs vom 8.April aus Lyon am 25. detto, bei welchem sich auch eine Abrechnung befand [= Nr.225]. Linhart schrieb seit längerer Zeit nicht mehr, denn mir wollen die hendt ser unglenck wern. Dennoch muss er nun schreiben. Herdegen hatte sich wegen seines Fehlverhaltens entschuldigt, und Besserung gelobt. Der Vater ermahnt ihn erneut, indem er vor leichtfertigem Lebenswandel warnt. Er solle sich die beiden Ortel zum Exempel nehmen, nämlich den Sohn des Florentzius und den Sohn des verstorbenen Sebolt Ortel, die derartig übertrieben haben, dass sie an keinerlei ehrlichen Angelegenheiten mehr teilhaben, oder sich dabei sehen lassen dürfen. Der Vater erfuhr auch, Herdegen habe in Gesellschaft damit geprahlt, dass er Wein im Übermaß zu trinken imstande sei. Sollte das zutreffen, so wäre dadurch schon geklärt, auf welche Weise Herdegen in die mißliche Angelegenheit mit Weickman und Ortel geraten ist. Wie oft hatte der Vater ihn vor dem Trinken gewarnt! Den Rechnungen ist zu entnehmen, dass die Söhne regelmäßig Arznei gebrauchen: Das war zu Zeiten des Vaters keineswegs üblich. Herdegen soll Gott um Hilfe bitten, den Opfertod Jesu, sowie die Heilige Schrift bedenken, wo es heißt, pesser wer todt sein, dan lebendig (...) und seinen Nächsten ärgern. Die letzte Lieferung von Safran bestand aus 8 Ballen, welche die Nummern 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85 und 86 tragen sollten. Tatsächlich aber wurden die Zahlen von 79 bis 82 (inklusive) zweimal verwendet. Da spürt man den Fleiß, der bei der Arbeit herrscht! Im letzten Jahr ist es ständig zu solchen Fehlern gekommen - oft stimmten nicht einmal die Inhalte der Ballen mit den beigefügten Aussende-Zetteln überein. Vielleicht wäre ein Registerlein hilfreich, um solche Fehler zu vermeiden, die schon oft, und vergeblich, gerügt worden sind. Wenn schon in diesen einfachen Angelegenheiten solche Fehler vorkommen, was mag dann in anderen Fällen passieren, von denen der Vater noch nichts erfahren hat! Der Vater verlangt nun einen genauen Bericht. Zu beobachten ist die Tatsache, das jetzt etliche Krusaten aufgetaucht sind. Darlehensvergabe ist momentan geradezu gefährlich, da etliche Potentaten, wie die von Spanien, Portugal und England ihre Verbindlichkeiten nicht halten. Auch in Augsburg, Venedig und den Niederlanden gibt es Leute, die im Wechselgeschäft nicht mehr vertrauenswürdig sind. Herdegen soll alle diesbezüglichen Anfragen damit beantworten, der Vater habe ihm solche Geschäfte untersagt. Herdegen besitzt genügend in Nürnberg, aber er soll auch die Vergabe von Kleinkrediten unterlassen. Die Folgen könnten sehr schlimm sein. Herdegen soll dem Gabriel und dem [Hans] Huter folgen, und ein tadelloses Verhalten an den Tag legen; nicht ein solches, wie es der Holtzucher und der Kentz an ihm beobachtet haben. Sollten frühere Kumpane ihn wieder verführen wollen, etwa durch Bemerkungen wie: er wäre doch auch ein guter gesell und schlucker gewesen, so soll er seinen Gesinnungswandel auch vor diesen Leuten fest vertreten. Gabriel Tucher hat kürzlich Geld verliehen an Leute, die in Kontakt mit dem Hof stehen. Dies hätte er besser unterlassen. Herdegen soll sich in jedem Fall mit dem Holtzucher abstimmen.
|
Personennamen:
|
Holzschuher, N; Hueter, Hans; Kentz, Paul; Örtel, Florentius; Örtel, N (Sohn des Florentius); Örtel, N (Sohn des Sebald); Örtel, Sebald; Tucher, Gabriel; Tucher, Herdegen; Tucher, Linhart; Weickmann, N
|