Brief Lorenz Tuchers aus Nördlingen an Linhart Tucher in Nürnberg
Enthältvermerk mit Autorennennung:
Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Expediert durch den St.Gallener Bote Ulrich. Bestätigung des Erhalts des Briefes vom 6. d.M. gestern [= 7.11.] am Nachmittag durch den Boten Contz Wyheß, der am selben Abend nach Kesingen weiterreiste. Darin war nichts zu verbessern, lediglich der Befehl bezüglich der Zobel ist nur an einen Dw [= Du] erteilt, und somit Wolf Tucher gar nicht erwähnt, wiewohl der Zusammenhang des Briefes ergibt, dass nur dieser gemeint sein kann. Lorenz wagte es aber nicht, den Namen einzufügen, da Linhart ja vielleicht eine bestimmte Absicht damit verbunden hatte. Der Zeiger [= Ulrich] überbrachte auch einen Brief des [Linhart] Rotengatter, worin er etwas bezüglich der Kuxe mitteilte, sowie über Recolte des Zima vom Adler [= Aquila]. Entsprechendes meldete auch Merte Frantz gemäß dem Avis der Remen. Dem Brief des Linhart ist zu entnehmen, dass alle in Nürnberg gesund sind. Hier auch, sogar die Magd Margret ist wieder auf und kocht. Weiter teilte Linhart mit, wann er die jüngsten 2 Briefe des Lorenz erhalten hat. Do spürt man, wie ein thayl der poten so liderlich sind. [Siehe Nrn.439 und 440] Der Befehl an Wolf Tucher, mit den Zobeln abzureisen, wurde nicht per Privatbrief, sondern per Kompaniebrief erteilt. Weiter gab Linhart Anweisungen an Jorg Meyting bezüglich des Salzkaufs in Seland. Linhart konnte ein taugliches Pferd erwerben. Wie er schon weiß, reitet [Martin] Dalfinger auf dem Rotschimmel. Bezüglich der massilier veigen wird Lorenz später eine Nachricht verfassen. Mit Freuden vernahm Lorenz, dass in Nürnberg das Sterben nun leicht nachlässt. Hier läßt hingegen das Zipflen noch nicht nach. Das Haus, in dem die Leute des Linhart untergebracht sind, ist ein Eckhaus mit Fenstern und Türen nach zwei Seiten. Gegenüber der einen Seite wohnt eine Schusterin, deren Sohn am Allerheiligenabend mit Feuerwerk beschäftigt war. Danach begab er sich in ein Bad, und als er nach hause kam, stellte sich heraus, dass er krank war. Das wurde übersehen, und er starb gestern vor Tagesanbruch. Einige Leute sagen, ihm sei recht geschehen, da er meistens nicht ganz bei Vernunft gewesen sei. Die Schwester [Margaretha] Endres Tucherin wohnt auf dieser Seite des Hauses, läßt aber nun Fenster und Tür geschlossen. Man muß abwarten, ob im Schusterhaus noch Jemand am prechen erkranken wird. In diesem Fall würde die Schwester ins Kloster ausweichen, wo ausreichend geräumige Gemächer vorhanden sind. Grüße an Linhart und Frau [Katharina], auch von der Frau des Lorenz [Katharina]. [Angehefteter Zettel:] Der Knecht des Lorenz hat den St.Gallener Boten zu spät aufgesucht. Da er ihn verpasst hat, nimmt Jocham Weyerman den Brief am 9. November mit. Seitdem hat sich nichts Neues ereignet.
Umfang/Beschreibung:
2 Bl., 2 beschr. Seiten, Papiersiegel mit Männerbüste - flankiert von "L°" und "T" = Lorenz Tucher, abgefallen, lose dabei. Das 2.Blatt mit dem Hinweis der veränderten Versendung mit Stecknadel an Blatt 1 geheftet
Bemerkungen:
Der Brief wurde am 8. November geschrieben, aber erst am 9. November abgesandt