Brief der Margaretha Tucher aus Nördlingen an Linhart Tucher in Nürnberg
Enthältvermerk mit Autorennennung:
Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Bestätigung des Erhalts des Briefes vom 29. August, worin die Geburt eines Sohnes [= Herdegen] gemeldet wurde. Glückwünsche. Die Töchter [Katharina und Magdalena], Mägde und der hiesige Hauswirt erhielten Met, um auf Linhart und seine Frau [Katharina] anzustoßen. Die Kinder, insbesondere der Syxtlein fragten schon öfter, wann das Kind käme. Lorenz Tuchers [Sohn] Mertlein war auch eingeladen, aber sein Vater ließ ihn nicht fort. Gestern, am Freitag, kamen Wolf und Anthony Tucher hier durch. Sie besuchten die Familie, und brachten eine Schachtel Zucker für die Kinder mit. Margaretha gab den Kindern nur einen Teil davon, und die Anteile Sixts und Daniels hebt [ihre Schwester] Margaretha für sie auf. Heute erhielt Margaretha einen weiteren Brief von Linhart, worin die Hans Folckhamerin erwähnt wurde. Auch Geld war dabei [Laut Nr.978 waren es 50 Gulden]. Das wäre aber nicht nötig gewesen. Hätte man Geld gebraucht, hätte man deswegen geschrieben, sowie eine Abrechnung der bisherigen Ausgaben mitgeschickt. Lorenz Tucher hat ein Fass Wein für den hiesigen Haushalt gekauft. Margaretha wäre ein kleineres Fass lieber gewesen, aber Lorenz sagte, er habe auf Anweisung Linharts gehandelt. Der Wein wird für die Kinder aufbewahrt, die ohnehin lieber Bier trinken. Man wartet darauf, dass demnächst frischen Bier gebraut wird. Wolf und Anthoni Tucher gefiel das hiesige Haus gut. Bei einem gemeinsamen Abendessen war auch Lorenz Tucher zugegen. Dieser hat inzwischen die Familie schon dreimal zu sich zum Essen eingeladen. Es war jedesmal köstlich. Die 3 [ältesten] Söhne [Paulus, Christof und Gabriel] hat Lorenz in die Schule geschickt, wo sie noch bis Montag bleiben. Auch Berhart (!) Pawmgarter (!) hat seinen Sohn [Hieronimus] dorthin geschickt. Die Margret und das Endlein [= Annalein - wohl die beiden Mägde] lassen Linharts Frau grüßen und Glückwünsche ausrichten. Die beiden kümmern sich sehr gut um die Kinder. Das Geld langt noch, aber es ist eine drastische Verteuerung des Brotes zu bemerken. Margaretha hegt großes Mitleid mit den armen Leuten. Ob in Nürnberg das Korn auch so teuer ist? Die [Hans] Folckhamerin ist erst spät angekommen, sodass Margaretha sie noch nicht befragen konnte. Den Kindern geht es gut, sie wollen gar nicht nach Hause. Sie hüpfen im Garten herum, woran auch dessen Herr und Frau [Rummel] ihre Freude haben. Auch die 2 kleinen [Sixt und Daniel] wollen immer mit dabeisein. Man hat das Nachbarsehepaar schon ein paar Mal zum Essen eingeladen. Wenn die Tische im Garten gedeckt sind, sagen die Kinder, sie wollen mit dem Herrn essen. Der Nachbar hat auch eine wohlerzogene Tochter, welche schon Arbeiten verrichten kann. Von ihr lernt das Keterlein schon etwas. [Nachtrag:] Anbei 4 Briefe, welche beantwortet werden sollen. Es liegt ihnen [den Kindern, vgl.Nr. 967] viel daran.
Umfang/Beschreibung:
1 Bl., 1 beschr. Seite, Papiersiegel mit dem Tucherwappen - Initialen nicht erkennbar = Margaretha Tucher
Datierung:
06.09.1533
Ortsnamen:
Nördlingen; Nürnberg
Personennamen:
N, Anna (Magd des Linhart Tucher); N, Margaretha (Köchin des Linhart Tucher); Paumgartner, Bernhard; Paumgartner, Hieronimus; Rummel, N; Tucher, Anthoni IV.; Tucher, Christof; Tucher, Daniel; Tucher, Gabriel; Tucher, Herdegen; Tucher, Katharina; Tucher, Katharina (Frau des Linhart, geb.Nützel); Tucher, Linhart; Tucher, Lorenz; Tucher, Magdalena; Tucher, Margaretha (geb. Topler); Tucher, Martin; Tucher, Paul; Tucher, Sixt; Tucher, Wolf; Volckamer, Hans