Enthältvermerk mit Autorennennung:
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Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Nachfolgend das Geburtshoroskop für Philipus, König in Spanien, den Sohn Kaiser Karls V. Es tut Kurtz leid, dass er Linhart so furchtbare Prognosen mitteilen muss. Der Prinz wird schon in den ersten 4 Lebensjahren größte Schwierigkeiten haben. Er wird lebenslang mit kalten, melancholischen Flüssen zu tun haben, besonders im Kopf mit epilepsia oder apoplexia geplagt sein. Er wird wegen der bei seiner Geburt herrschenden Konjunktion ein Leiden an den Händen und eine Beschädigung am rechten Auge bekommen. Er wird oft krank sein, und mit 32 Jahren sterben. Ob an Krenkheit oder durch eine Bluttat, ist nicht ganz klar. An effecten [= Affekten] ist er mit tugendsamen, freundlichen, löblichen Eigenschaften begabt, sowie mit scharfem Verstand und rechter Weisheit. Ich acht, daß unter Im in seim gepiet alle Konsten und Suptiliteten gleich wie im früling die grone deß graß wider gruen. Er wird dem vernachlässigten weltlichen Recht zu neuer Kraft verhelfen. Er wird von Natur aus gegen die mahometischen und pebstlichen Ansichten sein. Auch die Kirche wird er reformieren. Freilich wird er die Lutherische Lehre nicht in allen Punkten befürworten. Er wird sich gegen seine Feinde im Krieg behaupten können, aber eben wegen der Kriege stets von Armut umfangen sein. Der eigentliche Reichtum eines Fürsten besteht in seinen Untertanen - damit soll es bei ihm keinen Mangel haben. Sowohl er als auch sein Vater werden mit den Jahren mehr und mehr Unglück erfahren, da bei Beiden bestimmte Planeten sich in casu Retro befinden. Kurtz hat sich bemüht, dieses Thema so ehrlich wie möglich zu bearbeiten. Er weiß wohl, dass andere Astrologen zu anderen, freundlicheren Ergebnissen kommen werden, weil sie sich davon schenckung und danck erhoffen. Sollte Philipp Kaiser werden, so müsste vorher erst über Ferdinandus geklagt worden sein. Nelken wären jetzt ein gutes Geschäft. [Die Unterschrift mit viel Tinte fast gänzlich unkenntlich gemacht!]
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Bemerkungen:
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Im alten Findmittel die Erwähnung des Ausstellungsdatums übersehen; Der Text verwendet vielfach astrologische Zeichen für die Planeten, Konjunktionen etc.; Die Tilgung der Unterschrift geschah wohl erst durch Linhart, was verständlich ist: Die 'Prognosen' rühren schon an Majestätsbeleidigung
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