Brief des Linhart Rotengatter aus Antwerpen an Linhart Tucher in Nürnberg
Enthältvermerk mit Autorennennung:
Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Expediert durch Herman Pecken. Bestätigung des Erhalts des Briefes vom 7. d.M. am 21. d.M. durch den Überbringer [= Hermann Beck]. Dabei befand sich auch ein Brief des jungen Caspar Nützel. Linhart erteilte die Anweisung, Linhart Nützel, der sich schon hier befindet, bei einem Herrn unterzubringen, wobei eine Anstellung bei Lasserus Tucher zu bevorzugen wäre. Letzterer war allerdings schon vorher schriftlich um eine Aufnahme durch Hans Ricker gebeten worden, sodass für einen weiteren Lehrjungen kein Platz vorhanden ist. Lazarus teilte mit, er habe ohnehin schon zwei Jungen zuviel. Das stimmt auch: Er hat noch den Cristoffel Haller bei sich, obwohl dessen Dienstzeit schon abgelaufen ist. Darum hatte ihn Wolf Haller bei seinem jüngsten Aufenthalt gebeten. Der junge Haller hat ausschließlich den Handel des Hans Schwicker mit kleinen pfenberten und die Rechnung betreut. Lazarus Tucher hat ihm nun gekündigt, da er ihn nicht mehr braucht. Außerdem hat er seine Brüder Endres und Hans bei sich, die er auch noch unterbringen muss. Lazarus beschäftigt momentan C. Tucher und dessen Schwager, der in Nürnberg bei Bart°. Kobolt gearbeitet hatte. Weiter beschäftigt er den Sohn [Lazarus d.J.] des [Lazarus] Spengler, der in Nürnberg in der Kanzlei arbeitet. Diesen musste er auf Schreiben Herrn Endres Tuchers annehmen. Der junge Spengler ist 20 Jahre alt und schreibt sehr schön. Aber er wird nur zum Aufwarten, Pferdepflegen und zur Hausarbeit verwendet. Schreiber hörte, der Junge stehe bei seinem Vater in Ungnade. Es muss also ein anderer Herr für Linhart Nützel gefunden werden. Lazarus ist ja meistens gar nicht in seinem Haus, er soll kaum zehnmal im Jahr zu Hause speisen. Jeronimus Tucher arbeitet als Buchhalter und sein Schwager als Kassier. Auch hat Lazarus sich geschäftlich sehr zurückgezogen, seitdem die Hochstetter ins Gerede gekommen sind [Vgl.Nr.577]. Man rechnet schon mit deren Bankrott, und Lazarus schulden sie allein für mackleray 1400 Pfund Flämisch. Weiter soll er prozentual an einigen Waren beteiligt sein. Er liegt daher im Zwist mit ihnen, die schon verlauten ließen, Lazarus werde kein Geld erhalten, da er selbst an der Rufschädigung mitbeteiligt gewesen sein soll. Lazarus ist aber geschickt genug - er wird das Geld schon wieder einbringen. Momentan ist Ulrich Ehinger hier, der lange Zeit für Bart°. Welser in Spanien gewesen ist. Er war auch bei Hofe gewesen, wo er große Achtung genießt. Er rüstet eine Flotte aus, die bald nach Spanien auslaufen soll. Er hat viele feine Gesellen bei sich - alles ehemalige Mitarbeiter der Welser. Lazarus Tucher brachte einen jungen Tetzel dort mit unter - nach Meinung des Schreibers der Sohn Cristof Tetzels. Da ja Linhart Nützel ohnehin lieber nach Spanien zurückwill, bat Schreiber, ob Lazarus nicht auch diesen Jungen dort unterbringen könnte. Das wäre besser, als bei Hans Ricker. Der braucht den Jungen nämlich auch nicht. Außerdem wohnt Ricker in einer offenen Herberge, wo täglich viel Volk ein- und ausgeht. Da ergeben sich dann Geselligkeiten, die vor Mitternacht nicht enden. Der Junge bräuchte aber einen strengen Schulmeister. Vergangene Tage ließ Schreiber ein Stück Leinwand durch Michel Schwicker einpacken - es ist für Wolf Tucher bestimmt. Bitte um Begleichung des Fuhrlohns. Weiter ist bei dieser Sendung ein Paket in Nr. 88. Auch für Jeronimus Tucher wurde etwas gekauft. Michel Im Hoff wird auf Bitten seines Bruders Gabriel Im Hoff Leinwand nach Lyon geschickt.