Enthältvermerk mit Autorennennung:
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Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Expediert durch den Boten [Hans] Plaicher. Nachdem man schon mit dem Schreiben abgeschlossen hatte, kam am 10. dM. der Bote Kontz Widheß mit einem Brief Linharts vom 27. April hier an. Darin berichtete Linhart, dass der Bote Plaicher die Besorgung eines Briefes Linharts um einen ganzen Tag verzögert hatte. Von Schreiber zur Rede gestellt, konterte er mit der Frage, was er (!!) dordurch versompt hab. Er ist nicht wert, dass man viel über ihn schreibe. Weiteres hierzu enthält der Brief der Kompanie [hier nicht enthalten]. An [Simon] Flor in Konstanz hatte Linhart ebenfalls geschrieben, und ihn um Mitteilung über den Verlauf der Tagung zu Baden vom 20. April gebeten. Bekanntlich wurde da nichts erreicht, sondern man sandte Botschaft an den Kaiser, und legte einen neuen Termin für den 18. Mai fest. Sollte es zu keinem Ergebnis kommen, besteht die Gefahr, dass die Schweizer sich auf die Seite des Königs von Frankreich schlagen werden. Andererseits werden sich Zürich, Bern und Basel wohl heraushalten. Ihre Kaufleute ziehen hier täglich durch, und sie fühlen sich, als hätten sie eine Schlacht gewonnen. Aus Lyon erfuhr Linhart, dass die Deutschen hinsichtlich der Sicherheitsgarantie des Königs vertröstet werden, worauf Linhart aber kein Vertrauen setzt. Die Deutschen verließen sich auf den Gouverneur von Lyon, Monß. Sant Andre. Inzwischen jedoch halten sie ihn für sehr ungerecht, aber der Lothenant de Roy genießt noch etwas Vertrauen. H<ans> Cleberger verhält sich sehr gut, er tut, was er kann; sowohl mit der Tat, als auch schriftlich. Schreiber hätte ihm das gar nicht zugetraut. Es wäre empfehlenswert, wenn Linhart ihm ein Dankschreiben für seine Bemühungen zukommen ließe [Am Rande - von Linharts Hand ?: antwort wirdig ]. Aus Lyon orderte Schreiber sowohl die Abrechnung zur Pariser Messe, als auch die anderen Bücher - alte wie neue. Bart°. Welser und Hans Welser haben ihre gesamte Buchhaltung sogar nach Augsburg geflüchtet! Die Leute Linharts hingegen scheinen sich zu viel zuzutrauen, da sie die Bücher bislang nicht herausgeben wollen. So sollten sie diese doch wenigstens verschlossen bei den Zollickofer deponieren. Dass man in Lyon momentan Geschäfte nur gegen Barzahlung tätigt, ist Linhart schon bekannt. Püxen zu fertigen ist für das Gebiet der Eidgenossenschaft nicht notwendig, zumindest nicht, solange die Berner nicht losziehen. Ihr Gebiet reicht fast bis Clinaw Kobeltz. Die Schleicher sollen ihre 2000 Scudi erhalten. Die Imhoff erhielten hier schriftliche Nachricht [aus Lyon], dass am 9. Juni der Wechsel stattfinden soll. An Neuigkeiten gibt es nur die Nachricht von der Schlacht im Piemont [= bei Carignano]. Der Schlisselberger schrieb hierher, dass der Kaiser einen Herold absenden werde. Caspar Fischer ritt von Nürnberg kommend hier durch, blieb nur 1 Nacht, und reiste weiter über Mulluel nach Lyon. Michel Imhoff ist aus Lyon geflohen. Aus Augsburg soll ein Schreiben nach Nürnberg gekommen sein, wonach in Lyon verkündet worden sein soll, die Deutschen hätten nun wieder das Geleitsrecht. Hierzu anbei einige Kopieen, die nicht zu verachten sind. [hier nicht enthalten] Jorg Hobrecht [= Obrecht] hat sich wie ein Kind verhalten. Seinetwegen kamen die Deutschen hier mehrfach zusammen, um sich zu beraten. Endlich beschloss man ein Schreiben an den [französischen] Hof, welches Jacob Jeger überbringen sollte. Er wollte aber nicht ohne Bürgschaft der Anwesenden ziehen, da eine Gefangennahme immerhin möglich erschien. Alle stimmten zu, nur Schreiber zog sich den Unmut der anderen, insbeondere des Seboldt Ortel zu, da er sich zu einer solchen Erklärung nicht autorisiert sah. Man gab ihm einen halben Tag Bedenkzeit. Diese Frist nützte Schreiber für ein Gespräch mit Michel Imhoff und den beiden Welser, die seiner Meinung beipflichteten. Als die Versammlung wieder zusammentrat, musste Schreiber seinen Standpunkt darlegen. Nach seiner Äußerung fielen fast alle Anwesenden ihm zu - außer Schlüsselberger und Örtel. Deren Gründe sollen später noch erläutert werden. Während der Diskussion war Jeger der Versammlung ferngeblieben, äußerte aber dann Verständnis für die neue Situation. Er hatte ja nur daran gedacht, dass er bei Hofe gefangengesetzt werden könnte, da man dort weiß, dass die Kaufleute zu Augsburg dem König Geld zu leihen imstande sind. Das könnte dazu führen, dass er, Jeger, leicht auf 30.000 Scudi geschetzt werden würde. Pongartner, Herwart und Welser würden ihn nicht (fort-) lassen. Jorg Obrecht soll daraufhin wieder wegreiten. Er sollte auch wirklich tätig werden, was ihm im Falle des Erfolgs zum Lob gereichen würde. Er hat sich durch Schlüsselberger überreden lassen, mit ihm nach Lyon zu reiten. Schlüsselberger ist ein hochprechtiger gesell. Als er in Paris arrestiert worden war, was jedermann leid sein sollte, hat er sich nach pariser art hochprechtig gehalten, mit großen Herren Umgang gepflegt etc. Er hat dem General Beyart [= Francois Bayard - siehe Nr.1532] 1000 bis 1500 Scudi geschenkt, obwohl er nicht wusste, dass er damit gegen die gemeinschaftlichen Interessen handelt. Obrecht hatte Befehl dazu gegeben. Es sollten alle überredet werden, zu der o.e. Summe an Bayard je 2000 Scudi zu hinterlegen. Sebalt Örtel sollte auch dazu überredet werden, da sein Bruder in Paris Briefe besitzt, worauf man sich stützen wollte. Weiter diskutierte die Versammlung, ob man einen Brief an die Berner schreiben solle, mit der Bitte um Unterstützung. Simon Niclas, bislang in Lyon, ist nun neuer Berner Bürger. Es kam aber nicht zu einem solchen Schreiben. Schreiber und Mathes Manlich waren auch dagegen, da dies eine Schande für die Reichsstädte wäre, wie ein Diener oder dergleichen zu schreiben. Anbei im Brief der Kompanie ein Entwurf eines Schreibens an die Berner [hier nicht enthalten], mit der Bitte um Korrektur. Es wäre besser, wenn man darauf verzichtete. Weiter wurde überlegt, ob man wegen der 4 Städte an den König von Frankreich schreiben solle. Hier gab es den Vorwurf, dass man aus Nürnberg in solchen Fragen entweder gar nichts, oder erst an letzter Stelle eine Antwort erhalten habe. Hier wäre es gut, wenn Linhart mit den Herren Endres Im Hoff und Hans Ebner spräche, besonders wegen des Schlüsselberger und des Örtel. Die Versammlung möchte auch das vorliegende Schreiben zur Verfügung haben, um dessen Inhalt verzeichnen zu können. Anbei ein Brieflein von Jacob Reiter [= Nr.1458]. Schreiber will sich dazu nicht weiter äußern. Er schrieb zwar an Reuter, aber nur als Empfangsbestätigung. Dass er seinen Brief an die Herren weiterleitet, verschwieg er.
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Personennamen:
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Albon, Jean d' siehe Saint-André; Bayard, Francois; Ebner, Hans; Fischer, Caspar; Flor, Simon; Franz I. von, Frankreich; Herwart, N; Imhoff, Endres; Imhoff, Michel; Jeger, Jacob; Karl V. (dt. Ks); Kleeberger, Hans; Manlich, Mathes; Niclas, Simon; Obrecht, Jorg; Örtel, Sebald; Paumgartner, N; Plaicher, Hans; Reuter, Jacob; Rottengatter, Linhart; Saint-André, Jean d'Albon - Seigneur de; Schleicher, Familie; Schlüsselberger, N; Tucher, Linhart; Welser, Barthel; Welser, Hans; Welser, N; Wieshes, Cuntz; Zollikofer, Familie
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