Enthältvermerk mit Autorennennung:
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Erstellt von Herrn Helge Weingärtner, Zitieren des Autors erforderlich: Expediert durch den Boten Lorentz Pock. Verweis auf den jüngsten Brief vom 27. Mai, den Cristof Zollickofer bis St.Gallen brachte [= Nr.1530]. Bestätigung des Erhalts des Schreibens vom 31. Mai am 9. d.M. durch den Boten Lorenz Bock. Die Anreise des Jacob Reiter fand bislang noch nicht statt. Wenigstens die Rechnung aber müsste hergebracht werden. So schrieb man ihm, er könne die Rechnung doch dem Chassa Marre mitgeben, denn dieser kommt zweimal die Woche hierher, und kehrt einmal die Woche nach Lyon zurück. Man könnte dann einen Treffpunkt ausmachen, wohin Schreiber dem Boten entgegenkommen könnte - etwa in Nantua. Den Inhalt des Schreibens Linharts hat man am 10. d.M. durch Chassa Marrea an Reuter geschickt, es erfolgte aber keine Antwort. Reuter müsste sich eigentlich wegen des bevorstehenden Wechsels, der Zahlung etc. doch noch besprechen. Die Meinung Linharts bezüglich des Plans Reuters, Bürger in Bern oder St.Gallen zu werden, teilte man ihm ebenfalls mit. Man bat um Geheimhaltung. Reuter müsste sich eidlich verpflichten, nur aus den von ihm genannten Gründen das Bürgerrecht wechseln zu wollen. Er ist ja Bürger in Puchor [= Buchhorn]. Wenn er aber im Tucherschen Haus in Lyon etwa Schulden eintreiben wollte, wäre doch bekannt, für wen er tatsächlich arbeitet. Auch müsste er den Bürgerrechtsbrief des angestrebten Ortes erst einmal in Lyon haben, und dann fehlte der Nachweis, dass er als Eidgenosse schon gehandelt habe. Man bräuchte auch einen Reversbrief. Wie Linhart wohl weiß, haben die beiden Welser in St.Gallen und der Weickmon von Ulm in Schaffhausen ähnliche Briefe errichtet, desgleichen kürzlich die Gienger (?) [und?] Scheller von Ulm mit Thoma Rück, sowie die Schleicher mit Erasimus Linckenhager von St.Gallen, die einen Brief in Bern erstellen ließen, wonach sie all ihren Handel den Welsern im Dolfinat überstellten. Wegen der Bürgschaft mussten die beiden St.Gallener aber trotzdem ihre Briefe selbst abholen. Aber die Kontrolle ist spitzfindiger, als die eines Doktors im Rat. Bezüglich der Tuchverkäufe in Lyon, deren Zahlung man wegen der Pest auf die kommende Messe verschoben hatte, hat Reuter offenbar Verständnisschwierigkeiten. In Genf ist soweit alles in Ordnung. Die Berner werden wohl stark bleiben, und nicht gegen den Kaiser handeln. So berichtete wenigsten ein Brief. Über die Sicherheit der Straßen und die Haltung der Berner, Baseler und Zürcher informiert der Kompaniebrief [hier nicht enthalten]. Der Brief des [= an] Herrn Hans Cleberger wurde am 11. d.M. nach Lyon weitergeschickt. Kopie ging an Jacob Reuter, damit er sich danach zu richten wisse. Linhart schrieb auch zur Frage der Barzahlung. Jorg Hobrecht [= Obrecht] soll 1000 bis 1500 Scudi gegen Zinsen in Lyon entnehmen dürfen, wegen der Deutschen Gemeinschaft. Anordnung wurde an Reuter geschrieben, auch wegen der Möglichkeit der Geldaufnahme für die Anlegung. Linhart schrieb auch bezüglich des Schreibens an die 4 Städte, sowie an den König. [Franz] Schlisselberger und Ortel haben sich ja hier in bestimmtem Sinne geäußert, nämlich, dass man dem Monß<ieur> Weihart [= Francois Bayard - siehe Nr.1532] etwas schenken müsse. Es herrscht jetzt ein seltsames, prächtiges Haushalten in Frankreich, wie man in Lyon sehen konnte. Schlüsselberger hat kürzlich gar ein jungs Kindt geschwecht, weswegen er sich tagelang nicht blicken lassen durfte, da es ihm sonst übel ergangen wäre. Er hat sich inzwischen [mit der Familie des Opfers] geeinigt. Die Familie hatte vor Gericht 500 Scudi beantragt. Die tatsächliche Höhe der gezahlten Summe ist unbekannt. In Lyon soll er nur böse Händel getrieben haben. Reuter beurteilt die Lage weit weniger dramatisch, als Linhart. Schreiber hielt ihm dies kürzlich vor. Hoffnung auf den Wechsel und die Zahlung. Der König wird dem Wechsel [= Eröffnung der Börse] für diesen Monat doch kein Hindernis entgegenstellen, obwohl er den Florentinern und Lucchesern bis zu 15.000 Scudi schuldet.Er hat aber schon mit ihnen eine Sondervereinbarung für dieses Mal getroffen, sodass er zwar nicht zahlen muss, jedoch die Zinsen weiterlaufen. Die Deutschen sind bei der letzten Messe vollständig befriedigt worden. Wegen der Güter, die aus Stein hierherkommen, besteht keine Gefahr. Die Herren von Bern und ihr Gebiet erwähnt. Der Transport nach Lyon wird wohl auch funktionieren. Linhart riet Schreiber von einer Reise nach Lyon ab. Schreiber gehorcht. Der vorliegende Brief war gestern abend (!) bis hierher geschrieben, als der St.Gallener Bote Michel Porger die beigebundenen Briefe aus Lyon übergab. Wenn er diese früher gebracht hätte, wäre Linhart der Mühe enthoben gewesen, das vorliegende, umfangreiche Schreiben lesen zu müssen.
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Personennamen:
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Bayard, Francois; Bock, Lorenz; Borger, Michel; Franz I. von, Frankreich; Gienger, Familie; Karl V. (dt. Ks); Kleeberger, Hans; Linkenhager, Erasmus; Marea, Chassa (?); Obrecht, Jorg; Örtel, N; Reuter, Jacob; Rottengatter, Linhart; Rück, Thoman; Scheller, Familie; Schleicher, Familie; Schlüsselberger, Franz; Tucher, Linhart; Weickmann, N; Weihart, N siehe Bayard; Welser, Familie; Zollikofer, Christof
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