Enthält:
1793 Oktober 30: Protokoll, Nürnberg.
Bei seinem Aufenthalt in Nürnberg brachte Pfarrer (Christof) Rech, Artelshofen, folgende Beschwerden gegen den dortigen Schulmeister (Johann Wilhelm) Köhler vor:
I. Der Pfarrer hatte es bei den Eltern erreicht, dass 22 Kinder die Sommerschule besuchen. Der Schulmeister schützt ständig Amtsgeschäfte vor, um den Unterricht ausfallen zu lassen. Seit 6 Wochen wurde gar keine Schule mehr gehalten.
II. Die Kinder können weder lesen noch beten. Auch wird der kleine Katechismus nicht gelehrt. In der in der Kirche abzuhaltenden Kinderlehre setzt sich der Schulmeister an die Orgel, ruht sich aus und überlässt die Kinder sich selbst.
III. Das Verhalten Köhlers allgemein:
1. Dem Pfarrer sagte Köhler, der Durchgang (vom Pfarrhaus) durch den Schlosshof sei eine bloße Vergünstigung und kein Recht. Dies beziehe sich übrigens nur auf den Pfarrer, nicht aber auf seine Magd.
2. Das Läuten zum Kirchgang besorgt Köhler bald zu früh, bald zu spät.
3. Die Schlaguhr auf der Kirche, für die Köhler gleichfalls zuständig ist, belässt er in einem solchen Zustand, dass sie die Zeit nie richtig anzeigt. Das Aufziehen der Uhr überlässt er seiner Magd oder einem Schuljungen.
4. Das Altartuch ließ Köhler in der Kirche liegen, sodass nun die Mäuse ein Stück davon abgenagt haben.
Alle Bemühungen des Pfarrers, Köhler zur Ordnung zu bringen, wurden mit dem Hinweis auf seine vielfältigen Amtsgeschäfte abgetan.
1794 April 2: Schreiben des Pfarrers Rech, Artelshofen, an Herrn Sekretär (Georg Caspar) Loehe in Nürnberg.
Am letzten Sonntag geschah Folgendes: Das Läuten zur Betstunde fiel aus. Die Magd des Verwalters (Schulmeisters) redete sich auf eine Anordnung ihres Herrn hinaus, wohingegen dieser selbst behauptete, die Betstunde finde erst später statt. Erneute Beschwerde wegen des Schulhaltens: Der Unterricht dauert eine halbe Stunde, danach müssen die Kinder dem Schulmeister bei der Arbeit helfen.
1794 April 16: Protokoll, Artelshofen.
Köhler widerspricht den obigen Vorwürfen.
Zu III.1.: Es ging nur um die Pfarrersmagd, weil diese immer die Türen offenstehen lässt.
Zu III.2.: Es ist nur ein einziges Mal zu früh geläutet worden.
Um sich von den Qualitäten des Schulmeisters ein Bild machen zu können, wurde er aufgefordert, sogleich Unterricht zu halten. In Anwesenheit des Pfarrers stellte man fest, dass die Vortragsweise Köhlers ziemlich schläfrig und wenig zweckmäßig war. Die Unwissenheit unter den Kindern - einige wenige ausgenommen - war so groß, dass man sich tatsächlich wundern musste. Danach wurde Köhler zur Rede gestellt, insbesondere wurde ihm vorgeworfen, dass so gut wie kein einziges Kind lesen könne, was eben darauf schließen lasse, der Unterricht finde nur nachlässig und unregelmäßig statt. Der Ausrede, die Leute schickten ihre Kinder nicht regelmäßig in die Schule, wurde die Aussage des Pfarrers aus obigem Protokoll (s.o., I.) entgegengehalten.
Man sah sich nach alledem veranlasst, Köhler einen schweren Tadel auszusprechen. Er solle künftig ordentlich Schule halten, wobei er seine anderweitigen Amtsgeschäfte keineswegs vernachlässigen dürfe. Sollten wieder Klagen kommen, behält sich die Herrschaft weitere Schritte vor.