Enthält:
1838 Januar 22: Brief des Johann Sigmund Karl von Tucher aus Nürnberg an seinen Bruder Karl Friedrich Wilhelm von Tucher in Leitheim.
Schreiber muss zur Generalversammlung der Fräulein-Präbendenstiftung der Adligen in Bayern nach Ansbach am 29. d.M., wofür er Geburts- und Taufschein der Susanna benötigt.
Der Schwiegervater des Adressaten (Friedrich Ludwig Camille von Montperny) hat 4.000 Gulden auf Wechsel angelegt. Sein Antrag auf ein Darlehen über 36.000 Gulden aus der Schlüsselfelderischen Stiftung wurde laut Herrn v. Kress abgelehnt. (Peter) Beck hofft, das Geld anderweitig besorgen zu können. - Berechnung der Rentengefälle und Altersgelder für einzelne Familienmitglieder. - Adolph Fürst Wrede, der in Österreichischen Diensten stand, hat eine reiche ungarische Witwe geheiratet und das Gut Reichenschwand für 82.000 Gulden gekauft. Stransky ist zu beglückwünschen, denn mehr als 60.000 Gulden ist das Gut nicht wert. - Vetter (Friedrich Wilhelm) Karl geht es immer schlechter und man befürchtet, er werde das Frühjahr nicht mehr erleben. Er leidet an Husten und Magenschmerzen. Man lässt ihn im Glauben, er leide an Krämpfen, es handelt sich jedoch um Lungenknoten. - Amalie Egloffstein ist seit 8 Tagen bei Schreiber zu Gast. Sie macht Einkäufe, ist mit v. Montiny (!) verlobt und will im März heiraten.
1838 April 4: Brief des Johann Sigmund Karl von Tucher aus Nürnberg an seinen Bruder Karl Friedrich Wilhelm von Tucher (in Leitheim).
Kritik am Verhalten des Schwiegervaters des Adressaten. Er will sich und den Seinen eine sorgenfreie Zukunft erringen, was aber auf Kosten der jetzigen Verhältnisse geht. Adressat darf das Geld seiner Frau nicht antasten oder Geld der beiden Eheleute aussondern. Dies ist bei einer gemeinsamen Haushaltsführung nicht möglich. Adressat soll nicht zu nachgiebig gegenüber dem Schwiegervater sein. Dass der Schwiegervater den Adressaten entschädigen muss, nachdem er selbst dessen Verzicht auf Offizierscharge und -gage verlangt hatte, ist nicht mehr als billig. Eine eingeschränkte Veräußerung der Münchener Eisenbahnaktien des Adressaten ist nicht möglich. Auch als Pfand sollen sie nicht verwendet werden. - Der Vater (= Schwiegervater) schrieb aus Donauwörth an den Schreiber über seine
Rollen Achsen Erfindung und über englische Eisenbahnräder. Schreiber antwortete ihm nach München. - (Maria Helena Susanne) Hegel kommt vielleicht diesen Sommer hierher. Es heißt, der Vater (= Schwiegervater) werde Hofmarschall an Stelle Gunzenbergs.
Darin:
Grüße der Marie (Ehefrau des Schreibers) mit Gedanken zu einem Hütchen für die Tochter des Adressaten, nachdem die Tochter Luise der Schreiberin einen solchen von ihrer Patin (Luise von Schwarz) zu Weihnachten erhalten hatte.
1838 April 21: Brief des Johann Sigmund Karl von Tucher aus Nürnberg an seinen Bruder Karl Friedrich Wilhelm von Tucher (in Leitheim).
Prolongation eines Wechsels des Schwiegervaters des Adressaten. - Abrechnungen. - Anfrage des Adressaten wegen eines gusseisernen Kochofens. Dazu ausführliche Stellungnahme des Schreibers, der noch Teile eines alten Kochofens besitzt, die der dem Adressaten für 10 Kreuzer pro Pfund abgeben würde.
1838 Juni 19: Brief des Johann Sigmund Karl von Tucher aus Nürnberg an seinen Bruder Karl Friedrich Wilhelm von Tucher (in Leitheim).
Anbei 100 Gulden zur Einzahlung wegen der Münchner-Augsburger Eisenbahnaktien des Adressaten. - Der Schwiegervater des Adressaten hat Einlösung seines Wechsels durch den Sensal C(arl). v. Rad in
Ausburg (!) zugesagt. - Am Morgen des 15. d.M. um 9. 30 Uhr verstarb Vetter (Friedrich Wilhelm) Carl, sein Körper war gänzlich zerstört und fast aufgelöst. Dennoch war er in Hoffnung auf Genesung in den Garten gezogen, in dem ihm im letzten Jahr das Bein abgenommen worden war, wo er nun verstorben ist. Schreiber ist
Verlassenschafts Commissär und Herr v. Hammer Vormund über die 3 armen kleinen Mädchen (Therese Wilhelmine Friederike Emilie, Josephine Karoline Wilhelmine Emilie, und Johanna Wilhelmine Emilie) geworden. - Bruder Gottlieb hat wieder ein Töchterchen (Helena Marie Louise) bekommen, Frau Hegel ist Patin. Sie will bis Mitte Juli Schweinfurt, Nürnberg und Henfenfeld besuchen und bis September bei Schreiber bleiben. Adressat und Frau sollten daher auch einmal nach Nürnberg kommen. Gottlieb wird Frau Hegel in Berlin abholen. Ihr Sohn Karl, frisch zum Dr. promoviert, wird sie begleiten, dann aber eine Reise nach Rom und Neapel unternehmen. - Die Frau des Adressaten leidet an Kopfschmerzen. Bei Schreiber ist alles wohlauf, nur Christoph (Friedrich Karl Sigmund) hatte einen Unfall.
Er hat noch viel ungeschicktes Fleisch, was durch Schaden besser werden muss. Hoffentlich hat Schreiber mit seinem Gesuch um Aufnahme des Sohnes ins Kadettenkorps heuer mehr Glück als im letzten Jahr. - Nachträgliche Gratulation zum Geburtstag des Adressaten. - Erneute Ratschläge wegen eines Kochofens.