Text:
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Die N. - die auch in Regensburg, (->) Schwabach, (->) Windsheim und Rothenburg o.d.T. in Gebrauch war - zählte die Tag- und Nachtstunden als jeweils gesonderte Reihe von Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang (dem 'Garaus' oder 'Ausschlag' der Nacht bzw. des Tags) an. 'Em or in die Nacht' ist also eine Stunde ('or' von hora = Stunde) nach Sonnenuntergang, 'Eins gen Tag' eine Stunde vor Sonnenaufgang. Die Unveränderlichkeit der Einheit 'Stunde' führte dabei zu einer jahreszeitlich unterschiedlichen Zahl der Tag- bzw. Nachtstunden. Im Winter standen 8 Tag- 16 Nachtstunden gegenüber. Im Frühjahr verschoben sich Tagesanfang und -ende zu festgelegten Terminen um jeweils eine halbe Stunde auf bis zu 16 Tag- und 8 Nachtstunden, im Herbst umgekehrt; entsprechend sind die Redewendungen, 'wenn's zuschlägt', für das erste Halbjahr und, 'wenn's abschlägt', für das zweite Halbjahr zu verstehen. 'Em or in die Nacht' bedeutet also nach unserer Stundenzählung im Winter 17 Uhr, im Sommer 21 Uhr (bei einem Sonnenuntergang um 16 bzw. 20 Uhr). Da kein Uhrwerk mit seinen Schlägen der wechselnden Anzahl der Stunden folgen konnte, ließ man die Stunden durch die Turmwächter auf St. (->) Sebald, St. (->) Lorenz, dem (->) Weißen Turm und dem (->) Laufer Schlagturm manuell anschlagen ((->) Schlagtürme). Diese 'Große Uhr' war in der Rst. bis zu ihrem Ende (1806) in Gebrauch. Daneben gebrauchte man aber auch die (moderne) 'Kleine' oder 'Halbe' Uhr mit 2 x 12 Stunden, z.B. seit 1436 bei St. (->) Katharina.
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Literatur:
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Nopitsch, Wegweiser, 177 f. Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1, Hannover 1891, 185 f.
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