V.: Heinrich M. (+vermutlich 1463, Feldkirch), M.: Elisabeth (+nach 1476); oo N 3.7.1480 Dorothea Kiefhaber (+1505), 2 S., vermutlich 2 T.
Text:
Nach Studium und Lehrtätigkeit in Leipzig und einem Intermezzo als Lateinschullehrer in Feldkirch ging M. als Erzieher des N Patriziersohns Anton (->) Tetzel 1476/77 nach Pavia, wo er sein in Leipzig begonnenes Medizinstudium 1477 erfolgreich abschloß. Im gleichen Jahr durfte er sich in N als Arzt niederlassen. Als Teilhaber an der Handelsgesellschaft seines Bruders Ludwig verdiente er ein Vermögen. M. war Teil der geistigen Elite in N am Ausgang des Mittelalters. Der Besitzer einer reichhaltigen Bibliothek galt als geographische Autorität im Humanistenkreis um Conrad (->) Celtis und Hartmann (->) Schedel. Für die (->) Schedelsche Weltchronik lieferte er u.a. die erste gedruckte Deutschlandkarte, außerdem arbeitete er wohl am (->) Behaim-Globus mit. Sein großes Interesse an den Entdeckungsfahrten und seine Freundschaft mit Martin II. (->) Behaim motivierten vermutlich seinen berühmten Brief 1493 an den portugiesischen Kg. Joao II. (1481-95), in welchem er, angeblich im Auftrag Kg. (->) Maximilians I., den westlichen Seeweg nach Indien nahelegte. 1494/95 begab sich M. auf eine längere Reise nach Spanien und Portugal, der Rückweg führteüber die Normandie und Belgien nach N. Seine Eindrücke faßte er in einem Reisebericht zusammen, der in seinem, die iberische Halbinsel betreffenden Teil als der bedeutendste jener Zeit gilt. Als Beilage fügte er einen Bericht über die Entdeckungsfahrten an die Nord- und Westafrikaküste unter Heinrich dem Seefahrer an. Ein Bericht über die Entdeckung Amerikas ging ebenso verloren wie seine Karte 'Alemannia inferior' und seine astronomischen Werke.
Literatur:
Stauber, R., Die Schedelsche Bibliothek, Freiburg 1908. Goldschmidt, E. P., Hieronymus M. und seine Bibliothek, London 1938. VL VI, Sp. 800-804. Killy, W. (Hrsg.), Literaturlexikon, Bd. 8, München 1990, 292. NDB XVIII, 557 f.