Text:
|
An bestimmten Tagen im Jahr, z.B. an den Sonntagen der Herrenfastnacht, und zu Ehren von zu Besuch weilenden Fürstlichkeiten veranstaltete der N (->) Rat im (->) Rathaussaal Bälle, zu denen fast ausschließlich Angehörige der (->) ratsfähigen Familien eingeladen wurden. Den politischen Charakter der Ratsbälle zeigt das 1521 aufgestellte sog. T., das im Sinn einer abgeschlossenen Liste die damals blühenden 42 ratsfähigen (->) Patrizierfamilien aufführt, welche nach dem Alter ihrer Ratszugehörigkeit in 20 alte, sieben neue und die 15 weiteren, erst seit 1440 ratsfähig gewordenen Geschlechter unterschieden sind. Praktisch spielte diese Differenzierung aber keine große Rolle, denn schon wenig später konnten auch Angehörige der 'jungen' Geschlechter die höchsten Ämter bekleiden. Unter bestimmten Bedingungen wurden 1521 außerdem sechs der über 50 nichtratsfähigen Geschlechter der (->) Ehrbarkeit und einige namentlich genannte Bürger zum Tanz zugelassen. Die im T. vorgenommene Festschreibung bringt den Abschluß einer längeren Entwicklung zum Ausdruck, in welcher im Lauf des 15. Jh. die anderen ehrbaren Geschlechter von der Stadtobrigkeit ausgeschlossen worden waren, so daß die soziale Mobilität der Führungsschicht weitgehend zum Erliegen kam. Nur einmal, nach dem Aufstieg der (->) Schlüsselfelder ins Patriziat 1536, erfolgte noch eine Ergänzung des T. Bis 1729 konnten dann keine neuen Geschlechter in den Rat aufsteigen. Das T. zeigt zum einen das Bewußtsein für die historische Entwicklung in N, zum anderen demonstriert es einen politischen Anspruch auf ständische und soziale Exklusivität. Darüber hinaus hatte es keine verfassunggebende oder rechtssetzende Kraft. Bereits Anfang des 17. Jh. soll es keine Rathaustänze mehr gegeben haben. Bei der Eingliederung des Patriziats in den bayerischen Adel nach 1806 spielte das T. formal keine Rolle mehr, doch gelang schließlich den meisten der 'alten' Familien die Einreihung in die Freiherrenklasse.
|
Literatur:
|
Aign. Hirschmann, 24-30. Gerlich, A./Machilek, F., Rst. N, in: Spindler III/1, 660 f.
|